
Leben
Am 6. Juli 1898 wurde Johannes Eisler in der Gartenstraße 14 (heute
Hofmeisterstraße 14) geboren. Seine Großeltern mütterlicherseits waren in diesem
Haus polizeilich gemeldet. Die Geburtswohnung Hanns Eislers befindet sich im Parterre links und hatte seinerzeit fünf kleine Zimmer. Hanns Eislers Mutter, Ida Maria Eisler, geborene Fischer und sein Vater, der Philosoph und Wilhelm-Wundt-Schüler Dr. Rudolph Eisler, lebten bereits vor Hanns Eislers Geburt in Wien. Nur zur Geburt ihres dritten Kindes reisten die Mutter und vermutlich die gesamte Familie Eisler nach
Leipzig. Bis 1912 waren sie regelmäßig in Eislers Geburtswohnung zu Gast.
1916 wurde Eisler zum Kriegsdienst in der k.u.k. Armee eingezogen; aus der Kriegszeit stammen auch die ersten erhaltenen Kompositionen. 1919 begann er am Neuen Wiener Konservatorium Kontrapunkt zu studieren, wechselte aber noch im selben Jahr zum Privatunterricht bei Arnold Schönberg, dessen Schüler er bis zum Frühjahr 1923 blieb. Im September 1925 siedelte Eisler nach Berlin über, wo er sich zunehmend innerhalb der Arbeiterbewegung engagierte. 1929 begegnete Eisler dem Schauspieler und Sänger Ernst Busch, der viele seiner Lieder auf politischen Veranstaltungen vortrug. Im selben Jahr nahm auch die langjährige Zusammenarbeit mit Bertolt Brecht ihren Anfang.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 zwang Eisler zur Flucht. Abwechselnd hielt er sich in Österreich, Frankreich, Dänemark, England, Spanien, der Tschechoslowakei und der Sowjetunion auf. 1935 unternahm Eisler auch erste Reisen in die USA, die ab 1938 zehn Jahre lang seine neue Heimat sein sollten.
1947 wurde Eisler vom House Committee on un-American Activities in Washington verhört und schließlich 1948 des Landes verwiesen – trotz zahlreicher Proteste so prominenter Fürsprecher wie Leonard Bernstein, Charlie Chaplin, Aaron Copland, Albert Einstein, Thomas Mann und Igor Stravinsky. Eisler gelangte Ende März 1948 über London und Prag nach Wien. 1949 siedelte er nach Berlin (Ost) über. Von der Gründung der Deutschen Hochschule für Musik 1950, zu deren Gründungsmitgliedern er zählte, bis zu seinem Tod am 6. September 1962 arbeitete Eisler als Kompositionslehrer und Dirigent und leitete Meisterklassen. Diese Hochschule trägt seit 1964 seinen Namen: Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin.

Musik
Hanns Eislers musikalische Schaffen kennzeichnet eine kaum überschaubare stilistische Vielfalt. Nachdem er sich gegen Ende der zwanziger Jahre von der ästhetischen Haltung des ›l’art pour l’art‹ endgültig verabschiedet hatte, stellte er seine Musik fortan in den Dienst gesellschaftspolitischer Ziele. Als Marxist erkannte er diese im Klassenkampf, den Interessen des Proletariats sowie dem Aufbau und Wohlergehen einer sozialistischen und schließlich kommunistischen Gesellschaft. Die musikalischen Mittel diesen Zielsetzungen anzupassen bzw. diese Mittel überhaupt erst zu entwickeln, betrachtete Eisler als seine vorrangige kompositorische Aufgabe. Eisler war aus politischer Überzeugung und in seiner kompositorischen Praxis einer der bedeutendsten Künstler der Internationalen Arbeiterbewegung.
Sein Werk umfasst Sinfonien, Kammermusiken, Bühnenwerke sowie eine große Anzahl von Liedern nach Gedichten von Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Hölderlin, Bertolt Brecht, Kurt Tucholsky und anderen. Sein Liedschaffen ist wohl das einzige, das einem Vergleich mit dem Franz Schuberts standhalten kann – in Hinblick auf Umfang, Vieldeutigkeit und Qualität. Über 500 Lieder hat er komponiert im Laufe seines Lebens, politische Songs, Balladen und Chansons, Arbeiterlieder und Marschgesänge, wie das 1932 im Angesicht des aufkommenden Faschismus entstandene Solidaritätslied. 1949 schrieb er die Nationalhymne der DDR mit dem Titel Auferstanden aus Ruinen, zu der der spätere Kulturminister der DDR, Johannes R. Becher, den Text verfasste.
Im Exil in europäischen Ländern und in den USA sowie nach dem Zweiten Krieg komponierte Eisler Filmmusiken für mehr als 40 Filme, darunter die Musik zu Hangmen Also Die und None but the Lonely Heart – beide für einen Oscar nominiert.
Als Schüler Arnold Schönbergs war er mit den Traditionen der Wiener Klassik ebenso vertraut wie mit der Tonsprache der musikalischen Avantgarde. Eine Reihe seiner Werke weisen zudem Elemente osteuropäischer und jiddischer Volksmusik auf.
Fotos aus dem Archiv Dr. Jürgen Schebera, bearbeitet von neumgraf